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Demobericht - Was ist das für 1 Mai? #1maiqft

Unter dem Motto "Was ist das für 1 Mai? - Grenzenlose Solidarität statt nationaler Spaltung" hatten wir für den 1. Mai 2018 nach Querfurt mobilisiert. Und diese Solidarität haben wir bekommen! 
Gerade im Anbetracht der anderen in Mitteldeutschland stattfindenden antifaschistischen Proteste hätten wir nicht damit gerechnet, dass sich über 200 Leute an unseren Kundgebungen beteiligen würden, von denen sich auch noch gut die Hälfte spontan entschlossen den AfD-Aufmarsch von zwei Seiten zu blockieren. 
Mit allen Menschen, die diese Form des zivilen Ungehorsams gewählt haben möchten wir uns ausdrücklich solidarisch erklären und freuen uns sehr, beispielhaft von einer Situation berichten zu können, in der eine ältere Frau aus Querfurt den zumeist jüngeren Menschen, die in der Blockade am Dreieck gekesselt und festgehalten wurden, Kuchen vorbeibrachte. Oder von anderen Leuten, die Trinkwasser für die Eingekesselten besorgten.
Genau diese Solidarität aller friedlichen Aktionsformen wünschen wir uns! 
Bedanken wollen wir uns auch bei den Leuten, welche die beiden Blockaden spontan anmeldeten und die rechtliche Schritte prüfen wollen, weil die Polizei den gekesselten Menschen in den Blockaden stundenlang verwährte einzeln auf Toilette zu gehen. 
Dass die Polizei versuchte die AfD von uns zu trennen verstehen wir. Was wir nicht begreifen ist, warum diejenigen, die sich am Dreieck zuerst auf die Straße begaben, mit überzogener Gewalt gestoppt wurden. 
Wir sind sehr froh darüber, dass diejenigen, die von der Polizei geschlagen und getreten wurden inzwischen wieder wohl auf sind. Ihnen an dieser Stelle noch einmal solidarische Grüße!

Eigentlich hatten wir mit ziemlich bürgerlichem Faschismus gerechnet. So hatten Neonazis aus Querfurt und Umgebung zum 1. Mai nach Erfurt mobilisiert. Doch welche erneute Annäherung es dann in Querfurt zwischen extrem rechten AfD-Politikern und extremen Rechten anderer Couleur zu beobachten gab, zeigte uns wieder mal, warum unser Auftreten hier so deutlich sein musste.
Womit die AfD gerechnet hat wissen wir nicht, aber ein "Bratwurst-essen-gegen-Rechts" haben wir ihnen nicht gegeben. Während die AfD Grundrechte für Migrantinnen und Migranten weiter aushöhlen wollte, haben wir mit zivilem Ungehorsam diese Grundrechte friedlich verteidigt. Da kann sich die AfD auf den Kopf stellen- Gewalt ging am 1. Mai 2018 in Querfurt nur von der Polizei und der AfD aus, deren Führungsfiguren zum Durchbruchsversuch in Richtung Dreieck anstachelten und deren Anhängerschaft, die teilweise Journalistinnen und Journalisten bedrohte und im Schießgraben auf einen Gegendemonstranten losging, der glücklicherweise unverletzt blieb

Die Erfolge die wir aber ganz klar sehen, wenn wir diesen Tag auswerten, möchten wir hier noch einmal aufzählen:
  1. Trotz einiger unübersichtlicher Momente und Gewalt von Seiten der Polizei und der AfD waren wir entschlossen, solidarisch und haben uns nicht einschüchtern lassen. 
  2. Die AfD wurde in ihrem Zeitplan massiv gestört und musste eine deutlich kürzere und unattraktivere Route laufen, was dazu führte, dass viele ihrer Anhängerinnen und Anhänger an der Abschlusskundgebung gar nicht mehr teilnahmen. Außerdem hatten sie dadurch deutlich weniger Raum um Menschengruppen ihre Grundrechte abzusprechen. 
  3. Wir waren mehr. Im Gegensatz zur AfD kommt es uns zwar eher darauf an, dass unser Protest eine Wirkung erzielt und deswegen haben wir es auch nicht nötig die Zahlen auf Seiten der Rechten herunterzuspielen. Aber dass wir nur "80 Demokratiefeinde" waren, wie in manchen Kommentarspalten behauptet wird, dem können wir getrost widersprechen. Dass die Rechten unsere Teilnehmerzahlen so massiv herunterspielen liegt entweder daran, dass sie wirklich angefressen waren von ihrer festgefahrenen Lage oder daran, dass einige von ihnen gar nicht realisiert haben, dass sie von zwei Seiten blockiert wurden.

Ein Wort noch zu den Antifaschistinnen und Antifaschisten in Querfurt, die Blockaden als Mittel des zivilen Ungehorsams kritisch sehen:
Sie sind gleichzeitig deutlich, wirksam, und friedlich.
Auch in Querfurt leben migrantische und andere Menschen, die ins Feindbild der AfD passen, die durch deren Aufmärsche enorme psychische Bedrohungen erfahren. Diese Menschen gilt es zu schützen. Und die Raumnahme der AfD für ihre Propaganda-Zwecke gilt es ebenfalls zu verhindern. Als Opfer würden sie sich auch noch inszenieren, wenn sie in der deutschen Regierung sitzen würden.

Zum Schluss noch solidarische Grüße an alle Menschen, die zeitgleich mit uns in Chemnitz, Erfurt und andernorts nationalistischen und völkischen Aufmärschen getrotzt haben!

Bleibt aktiv, bleibt vernetzt und bleibt solidarisch! Wir sehen uns auf der Straße.


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